Organisation Planerwahlverfahren
BGO Langmauer-/ Scheuchzerstrasse
Planerwahlverfahren
Die Baugenossenschaft Oberstrass (BGO) ist eine gemeinnützige, politisch und konfessionell neutrale Genossenschaft mit rund 400 zeitgemässen und zahlbaren Wohnungen. Ihre Siedlungen liegen alle in attraktiver Umgebung im Kreis 6.
Die BGO ist der Nachhaltigkeit verpflichtet und richtet sich danach, die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen für die jetzige und die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Insbesondere beim Unterhalt und bei Sanierungen von Liegenschaften werden hohe Massstäbe in Bezug auf Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit gesetzt.
Die Siedlungen der BGO liegen alle in Fussdistanz zueinander im Kreis 6 zwischen dem Irchel Park, Schaffhauser- und Rigiplatz. Alle Siedlungen wurden überwiegend im Zeitraum zwischen 1924 und 1931 durch den Architekten Otto Gschwind erstellt. Im Zeitraum zwischen 2006 und 2010 erhielten die Fassaden einen neuen Anstrich nach dem Farbkonzept von Andrea Burkhard, welcher in hohem Masse identitätsstiftend und zusammenbindend wirkt.
Über die Jahre hinweg, wurden die Gebäude meistens im Zusammenhang mit Wohnungswechseln sorgfältig instandgehalten. Dies führte jedoch zu Gebäuden mit sehr unterschiedlichen Bauteilzuständen. Um einem Sanierungsstau entgegenzuwirken wurde die 2012 die Strategie Wohnen 20xx verabschiedet, mit welcher eine Umstellung von der punktuellen Erneuerung nach Bedarf auf eine zyklische Erneuerungsstrategie beschlossen wurde. Ziel dabei ist es, eine bessere Planbarkeit und professionelle Bewirtschaftung zu ermöglichen. Mit der Siedlung Langmauer-/ Scheuchzerstrasse soll nun ein Schritt dieser Erneuerungsstrategie in Angriff genommen werden.
planzeit hatte im Jahr 2011 für die BGO diese Studie in Zusammenarbeit mit Team 4 und durable erarbeitet.
Die Siedlung Langmauer-/ Scheuchzerstrasse ist zusammen mit der Siedlung «Unterer Winterthurerstrasse» Teil der ersten Etappe der BGO welche durch den Architekten Otto Gschwind erstellt wurde. Zusammen mit dieser umschliessen sie die innenliegenden Reihenhäuser im Zanggerweg, welche in Privatbesitz sind.
Die Siedlung umfasst sechs dreigeschossige Gebäude mit insgesamt rund 90 Wohnungen in Zürich–Unterstrass Küchen. Bäder und die kleineren Schlafzimmer sind zur Strasse hin orientiert. Die 2010 erstellten Balkontürme und die die Wohnzimmer sowie die grösseren Schlafzimmer richten sich auf den grünen Innenhof. Ein Grünstreifen schliesst an die Gärten der Reihenhaussiedlung an, wodurch ein grosszügiger Grünraum entsteht. Im Laufe der Zeit wurden bereits einige Wohnungen zusammengelegt, teilweise Dachgeschosse ausgebaut, Estrich- und Kellerdecken gedämmt.
Insgesamt weist die Siedlung einen recht heterogenen Gebäudezustand auf. Mit einer Gesamtsanierung der Siedlung sollen die Liegenschaften auf einen einheitlichen Zustand gebracht und die Substanz für eine weitere Lebensdauer von mindestens 50 Jahre gesichert werden.
Sofern architektonisch und wirtschaftlich sinnvoll ist auch eine Erweiterung der Siedlung denkbar, um das Angebot an Wohnungen innerhalb der BGO zu vergrössern.
Die BGO legt Wert auf eine langlebige und gut zu unterhaltende Materialisierung. Im Zusammenhang mit den strategischen Zielen der BGO soll zudem eine energetische Verbesserung der Gebäude vorgenommen werden. Dabei soll der Ausdruck der Gebäude mit den fein ausgearbeiteten Details der Fassadengestaltung und dem Kontext der Umgebung Rechnung getragen werden.
Die Erneuerung soll sozialverträglich im bewohnten Zustand in Etappen durchgeführt werden. Ein phasenweiser Auszug ist dabei möglich. Jedoch soll den Bewohnenden ein möglichst langer Verbleib in der Wohnung ermöglicht werden.
Das Planerwahlgremium wählte an der Präqualifikation folgende 5 Architekturbüro zur Teilnahme an der Planerwahl aus:
- Atelier M Architekten
- ARGE nik biedermann /die realisatorin
- Bischof Föhn Architekten
- Caruso St John Architects
- Oliv Brunner Volk Architekten
Die Aufgabe des Planerwahlverfahrens setzte sich aus zwei Teilen zusammen, bei Teilaufgabe 1 wurden innovative und bewilligungsfähige Vorschläge gesucht, die zum einen zu einer deutlichen Optimierung der CO2-Emissionen im Betrieb führen und zum anderen auch einen angemessenen Komfort in den Wohnungen sicherstellen. Bei Teilaufgabe 2 sollte skizzenhaft an einem frei wählbaren Standort innerhalb der Siedlung an einem Gebäude dargestellt werden, in welcher Form Erweiterungspotential der der bestehenden, kleinen Dreizimmerwohnungen gesehen wird.
Dabei waren in allen fünf Beiträgen intensive Auseinandersetzungen mit den gestellten Aufgaben erkennbar. Die enorme geleistete Arbeit wurde seitens des Planerwahlgremiums sehr wertgeschätzt.
Der Weg dahin führte grundsätzlich über eine detaillierte Analyse des Bestandes, Qualität und Mängel der BGO-Siedlung wurden in den Präsentationen sehr gut aufgezeigt.
Die Haltungen zum Umgang mit der historischen Bausubstanz unterschieden sich und variierten in Umfang und Eingriffstiefe der verschiedenen Vorschläge. Die einen Vorschläge wollten den Ausdruck der Gebäude nur unwesentlich verändern und schlugen eher subtile Eingriffe vor, die anderen zeigten von historischen Bildern und der Gartenstadt inspirierte Vorschläge, deren klare Haltung nur in einem Gesamtkonzept umgesetzt werden könnte.
Als herausfordernd zeigte sich die Abwägung der Teilaufgaben. Keines der Konzepte konnte in allen Aspekten vollständig überzeugen. Die Planerwahl verlangte auch ein Gespür für die Bedürfnisse der Genossenschaft und eine ausgewogene Antwort auf die vor Ort gefundenen Begebenheiten. Schlussendlich überzeugte Bischof Föhn Architekten das Planerwahlgremium mit ihrem räumlich gut durchdachten Erweiterungskonzept.
Bauherrschaft: Baugenossenschaft Oberstrass
Projektleitung bei planzeit: Ina Hirschbiel Schmid
Bearbeitungszeitraum: 2022
Architekten: Bischof Föhn Architekten, Zürich
Experte Nachhaltigkeit: Jörg Lamster, durable Planung und Beratung