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Landschaften – Eine Architekturtheorie in Bildern von René Furer

Zwischen den Bildern

Der Schwei­zer Architektur­theore­tiker René Furer publi­zierte in den ver­gan­ge­nen Jah­ren rund 20 Hefte im Eigenver­lag zum wei­ten Feld der Architektur. Die The­men der ein­zel­nen Hefte wählte er nach sei­nen Neigun­gen aus, immer lust­be­tont, dar­auf legt er Wert. Eine seléc­tion die­ser Ein­zelhefte mit einer von Furer vor­gegebe­nen pro­me­nade stand am Anfang des nun vor­liegen­den Buches mit dem umschreiben­den Titel Landschaf­ten, in dem die Hefte sich zu neu kompo­nier­ten Kapi­teln ver­ändern.

René Furer ver­mit­telt seine architektur­theore­ti­schen Studien anhand des Medi­ums der Fotogra­fie. Er wählt beim Fotogra­fie­ren den doku­men­ta­ri­schen Blick, seine Faszi­na­tion, auch die Stim­mun­gen und klei­nen Dinge des All­täg­l­i­chen rund um die Architektur fest­zuhal­ten, bleibt dabei unver­kennbar. Die Bild­aus­wahl wurde gemein­sam mit ihm und Juliane Wollen­sack, der Gestalte­rin des Buches, getroffen. Inn­er­halb der Kapi­tel reihen sich die Auf­nah­men zur span­nen­den Abfolge, sie ver­anschau­li­chen ein Bau­werk oder näh­ern sich einem Landschafts­raum. Zusam­men mit den soge­nann­ten Vor­fäl­len span­nen sie einen Bogen – der mit wenigen Bil­dern auch gerne um die halbe Welt füh­ren kann – und die Kapi­tel enden meist mit Bild­paa­ren als Pen­dants. Die Exkurse zei­gen ver­wandte Orte, es sind Brü­ckenschläge, Anspie­lun­gen.

Dem Bilder­buch sind die beschreiben­den Texte aus den Hef­ten – aus der persön­li­chen Sichtweise von René Furer – beigefügt. Die durchlau­fen­den Texte wirken eher wie frei gespro­chen, auf informa­tive Bild­legen­den wird weitge­hend ver­zich­tet. «In die­sem Buch ist es umge­kehrt: die Bil­der und Pläne sind die wesent­li­chen Mit­tei­lun­gen und die Worte wer­den eher zur Illu­s­t­ra­tion», so René Furer.

Landschaft­lich führt der Autor von den introver­tier­ten Höfen im Rehab Basel zur Weit­läufigkeit der Wüs­ten und Oasen. Das letzte Kapi­tel handelt von einem Brief­trä­ger, der als unbe­kann­ter Baukünst­ler nie studierte, aber alles konnte und sehr eigenwil­lig arbei­tete. Seine Kunst ent­fal­tete und ver­feinerte er durch die fremd­ländi­schen Motive von Postkar­ten. Diese Geschichte aus Frank­reich rela­tiviert die Ent­schieden­heit didak­ti­scher Methoden.
Die theore­ti­schen Grundge­dan­ken von René Furer – die Ent­wurfsfak­to­ren – sind im Anhang «Der Weg des Ent­wurfs» zusam­menge­fasst.

René Furer lässt sich von der Architektur, den Men­schen, den Landschaf­ten beein­dru­cken. «Mich fes­selt die Pracht der Welt und die­ses Buch handelt von der Pracht der Welt». Beim Betrach­ten der Quer­bezüge und Impres­sio­nen stellt sich manchmal die Frage «Ist das erlaubt?» Ja, es ist. Ob sub­til oder plaka­tiv, René Furers Hal­tung, seine Spon­tanei­tät, sein Hin­terfra­gen in Bil­dern las­sen über Architektur nach­den­ken. Er ver­knüpft die Architektur mit sozio­logi­schen, gestalte­ri­schen, geschicht­li­chen oder geo­graphi­schen Betrach­tungs­wei­sen. Das Wandeln zwi­schen den Zei­ten, das Tan­zen über Jahrhunderte hin­weg in Bil­dern sen­si­bili­siert uns für Vor­fälle und Folgen der Bau­kultur. Die leichte Unbe­stimmt­heit dabei wird der Viel­schich­tigkeit der Dinge gerecht und der Betrach­ter fühlt sich frei für eigene Gedan­ken, Wahr­neh­mun­gen und Erin­ne­run­gen.

Für die Aus­stel­lung «Was wird sein?» im Jahr 2008 im Architekturforum Zür­ich, die Ein­bli­cke in die Arbeits­wel­ten jun­ger Architektin­nen und Architek­ten zeigte, bat ich als Kura­to­rin René Furer um Bei­träge. Ich lernte ihn als einen Ver­tre­ter der älte­ren Architek­ten­gene­ra­tion ken­nen, der sich mit Offen­heit und Neu­gier der jünge­ren Gene­ra­tion zuwen­det.

Für die Vor­be­rei­tun­gen zu die­sem Buch war unser Treff­punkt meist der Licht­hof der Univer­si­tät Zür­ich, unter der impo­san­ten Glaskon­struk­tion, inmit­ten der Atmo­sphäre von Studen­tin­nen und Studen­ten, mit einer im Hin­ter­grund ver­hal­len­den Geräuschkulisse.

Mein Dank geht an Roger Die­ner, er beschreibt in sei­nem einfüh­r­en­den Essay René Furer sehr ein­drück­lich. Bes­ten Dank auch den Architektin­nen und Architek­ten, die sich an ihren eins­tigen Dozen­ten der ETH erin­nern und einige Zeilen auf­schrie­ben, wel­che am Ende des Buches zu lesen sind.
Ich möchte René Furer herz­lichst dan­ken, die gemein­same Arbeit war ein herr­li­ches Ver­gnügen.

Ina Hirschbiel Schmid
Her­ausgebe­rin

 

zur Buch­be­stel­lung: Ver­lag Hoch­par­terre

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René Furer und Ina Hirschbiel Schmid
René Furer und Ina Hirschbiel Schmid
Buchvernissage im Mai 2012
Buchvernissage im Mai 2012
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